Chris Guillebeau, Bestsellerautor und Entrepreneur ist mit seinem Buch Start-up!* und Die Kunst anders zu leben* berühmt und erfolgreich geworden. Sein Ziel war es, alle Länder der Welt zu bereisen. Was er innerhalb von 11 Jahren geschafft hat.
Ziemlich cool, aber wenn ich genauer darüber nachdenke auch ziemlich lahm.
Denn was bedeutet es schon zu sagen, ich habe alle Länder der Welt besucht?
Zählt es, ein Land auf der Weltkarte aufzurubbeln (–> ich habe eine Scratch Map mal als Geschenk bekommen), wenn ich dort im Flughafen war?
Zählt es, wenn ich eine Stadt gesehen habe?
Wie weiß ich, ob ich ein Land wirklich kennen gelernt habe?
Reisetrend Slow Travel – Neuerfindung?
Heutzutage heißt es: immer schneller, immer mehr.
Am besten in 10 Tagen um die Welt; nicht mehr in 80 Tagen um die Welt.
Lernst du so wirklich ein Land, seine Eigenarten, seine Menschen und Kultur kennen?
Das bezweifle ich.
Ich verurteile es aber auch nicht.
Im Endeffekt muss das jeder selbst entscheiden. In meinen 20ern wollte ich so schnell als möglich so viele Länder als möglich bereisen.
Indien: check
Irland: check
Spanien: check
Zum Glück verbrachte ich mit Mitte 20 dann für ein Schuljahr lang als Privatlehrerin auf einem 18 m langen Katamaran. Langsamer zu reisen geht gar nicht. Echt jetzt. Höchstens zu Fuß, aber das würde mich wahrscheinlich zu Tode langweilen.

Die Schönheit von slow travel
Zu dieser Zeit, also vor über 10 Jahren, lernte ich „slow travel“ kennen.
Dass es ein paar Tage dauert von Gibraltar nach Gran Canaria zu segeln oder gar 15 Tage von Gran Canaria über den atlantischen Ozean bis hinüber nach St. Lucia in der Karibik hätte ich mir davor nicht träumen lassen. Dabei merkte ich, wie groß die Welt ist. Wie riesig die Ozeane sind, wie klein ich bin und dass es hinter jeder Ecke Neues zu entdecken gibt. Mehr als wir glauben.
Und ich hätte wohl kaum auch ohne dieses slow traveling, dieses Verweilen an einem Ort, Schönheiten wie diese hier kennen gelernt, welche für ein paar Tage lang meine Nachbarin war:

Entschleunigt reisen – Weniger ist mehr
Heute, in meinen 30ern macht es mir noch immer Spaß kleinere Regionen zu besuchen, dafür mir mehr Zeit zu lassen und in Kauf zu nehmen einiges zu „verpassen“.
Zuletzt war ich in Australien. 14 Tage. „Nur 14 Tage“? Klar sieht man da nicht viel vom riesigen Down Under.
Ich hätte jetzt allerdings auch innerhalb von 14 Tagen von Adelaide nach Sydney, nach Cairns, nach Perth und zum Ayers Rock fliegen können, um dann mehr von der Rubbelkarte innerhalb von Australien mehr frei zu bekommen. (Puh, das klingt schon beim Schreiben stressig).
Oder weniger sehen, dafür aber an Orte zu kommen, die ich ansonsten verpasst hätte.
Was ich dann auch gemacht habe. Ich habe ein paar Tage in Adelaide und Umgebung verbracht, bin die Limestone Coast und Great Ocean Road in ein paar Tagen (statt einem Tag) gefahren, habe einen Tag in den Grampians verbracht und dann war ich noch mit weißen Haien schwimmen.

Eine Kooperation auf Kangaroo Island und Einladung zu einem eintägigen Trip mit Besuch von Wildtieren habe ich ausgeschlagen, weil ich mir für die anderen Dinge mehr Zeit lassen wollte (obwohl es mich schon sehr gereizt hätte).
So habe ich weniger gesehen aber im Endeffekt doch mehr als andere, welche nach Australien reisen.
Der Ayers Rock, die Ostküste usw. müssen noch warten und ich werde auch nicht ganz Australien auf der Weltkarte aufrubbeln, dafür habe ich Orte entdeckt, an denen viele „Schnellreisende“ ganz sicher vorbei gefahren sind.
Wie ist es bei dir so?
Viele Länder abhaken oder lieber doch mehr Zeit in einer Region verbringen und diese besser kennen lernen?
Mehr Ideen für Slow Travel Reisen findest du übrigens hier (wie zB mit dem Hausboot in Frankreich unterwegs sein oder die weltweit 1. Slow Food Travel® Region besuchen).
zuletzt aktualisiert am Juni 26, 2021
Ich stimme dir absolut zu, Christina. Man muss sich auf ein Land einlassen, um es kennen zu lernen. Dafür braucht man Zeit. Wir machen das auf unseren Reisen genauso.
Vor allem ist die Reise dann auch weniger stressig, wenn man sich Zeit lässt. 🙂
Definitiv SLOW! Ich möchte eine Region wirklich erfahren. Möchte Menschen begegnen und erfahren, was sie bewegt. Wie kann ich sonst über eine Region berichten? Es ist die Tiefe, die mich beim Reisen interessiert, nicht die Quantität. Herzlich aus Holland, Sabine
Wie wahr, wie wahr, Sabine. Viel Spaß in Holland.
Für mich kommt es auch ein bisschen drauf an, wie ich mich an dem Ort fühle, an dem ich gerade bin… Deswegen gefallen mir Reisen, die nicht von Anfang an komplett durchgeplant sind. Wir waren dieses Jahr in Skandinavien unterwegs und in der Norwegischen Wildnis oder der schwedischen Küste könnte ich immer noch ein paar Tage dranhängen. Dafür war ich, überraschend, garnicht traurig, als wir Oslo nach 2 Tagen wieder verlassen haben. Wir sind einfach nicht warm geworden mit der Norwegischen Hauptstadt. Ich möchte definitiv noch viele Länder sehen – aber nicht nur, um sie abzuhaken, sondern um etwas um Kultur und Leute zu erfahren 🙂 Und nach Schweden werde ich definitiv immer wieder zurückkehren, vielleicht auch irgendwann „for good“ – es bleibt mein Herzland.